Mittwoch, 18. Juni 2025

[Rezension] BETA - Rachel Cohn


Titel: 
BETA

Autor:  Rachel Cohn

Genre: Dystopie

Erscheinungsjahr: 2013

Seitenzahl: 416
Cover: © cbt
Begonnen: 15.05.2025
Beendet: 19.05.2025


Elysia ist ein Klon, genauer gesagt einer der ersten Teenager-Betas. Da sie äußerlich perfekt erscheint, wird sie von einer reichen Familie gekauft und auf die Insel Demesne gebracht. Dort erkennt sie schnell, dass sie defekt zu sein scheint, denn sie mag Schokolade, kann auf die Erinnerungen ihrer First zurückgreifen und fühlt sich dann auch noch zu einem Jungen hingezogen ...

"BETA" von Rachel Cohn ist eine Dystopie, die viele interessante Ideen verbindet, allerdings zeitgleich auf einen für das Genre typischen Aufbau zurückgreift. Der Stil ist sehr eingängig, jugendlich und leicht, war mir aber auch etwas zu hektisch stellenweise.

Elysia ist eine starke Protagonistin, die als Klon eigentlich gar keine Seele besitzen sollte, aber dennoch immer wieder Dinge fühlt. So sind da auch die Erinnerungen von ihrer First, die einst einen Jungen sehr liebte. Spannend zu erleben an dieser Dystopie ist, wie Elysia langsam immer menschlicher wird und gewisse Bedürfnisse entwickelt. Die Liebesgeschichte war dann allerdings nicht so recht meins.

Die kleinen Wendungen und auch der große Cliffhanger am Ende sind gelungen, ob ich den zweiten Band finden und auch lesen werde, weiß ich allerdings noch nicht. "BETA" hat mich gut unterhalten, aber mir fehlte es an Emotionen und auch etwas an Tiefe.



Auch wenn diese Dystopie für mich zu wenig Tiefe besitzt und recht klassisch aufgebaut ist, konnten mich die zahlreichen Ideen rund um die Klone gut unterhalten.

Ich vergebe 4 von 5

Montag, 16. Juni 2025

[Rezension] Erinnerung an einen Mörder - Petra Hammesfahr

  


Titel: Erinnerung an einen Mörder

Autor:  Petra Hammesfahr

Genre: Psychothriller

Erscheinungsjahr: 2010

Seitenzahl: 448
Cover: © Rowohlt
Begonnen: 13.05.2025
Beendet: 16.05.2025


Der achtjährige Felix überlebt eine blutige Familientragödie, kann sich an den besagten Tag aber nicht mehr erinnern. Er ist sich allerdings sicher, dass sein Vater Thorsten nicht der Mörder sein kann. Es dauert einige Jahre bis die erste Erinnerungen zurückkehren, doch es soll noch viele Jahre dauern bis er herausfindet, was damals wirklich geschehen ist ...

Der Anfang von "Erinnerung an einen Mörder" geht unter die Haut, denn hier gibt es Einblick in eine Familie, in der es keine echte Liebe gibt. Es geht um Missbrauch und Vernachlässigung. Mittendrin ist der kleine Felix, der das alles noch nicht begreift.

Als Leser begleiten wir Felix später dann durch die kommenden Jahre. Auf dem Internat kommt es zum ersten Triggermoment, der die ersten Erinnerungen wachruft. Danach beginnt er, in seiner Heimat, nach der Wahrheit zu graben. Hier lässt die Story, die so stark anfing, leider etwas nach, denn die Autorin verstrickt sich mal wieder in unzähligen Theorien, bevor sie eine Richtung einschlägt, die ich nicht erwartet habe.

Das Ende ist sicherlich Geschmackssache. Mir war es eine Spur "to much" um ehrlich zu sein. Dennoch fand ich den Anfang und auch das Thema der verloren gegangenen Erinnerungen sehr interessant und vom Stil her sehr eindringlich umgesetzt. Für mich gehört das Buch zwar nicht zu Hammesfahrs besten, aber dennoch zu ihren stärkeren Werken und hat die Bezeichnung "Psychothriller" auf jeden Fall verdient!



Ein anfangs sehr beklemmender Psychothriller über Kindesmissbrauch und verlorenen Erinnerungen. Das Ende gefiel mir allerdings nicht.

Ich vergebe 4 von 5

Samstag, 14. Juni 2025

[Rezension] Nacht des Orakels - Paul Auster

  


Titel: Nacht des Orakels 

Autor:  Paul Auster

Genre: Roman

Erscheinungsjahr: 2006

Seitenzahl: 288
Cover: © Rowohlt
Begonnen: 12.05.2025
Beendet: 14.05.2025


In einem neu eröffneten Schreibwarenladen kauft sich der Schriftsteller Sidney Orr, der sich nach einer schweren Krankheit wieder ans Schreiben wagen will, ein blaues Notizbuch. Er beginnt zu schreiben und merkt, wie er sich immer mehr in seinen Geschichten verliert. Realität und Fiktion scheinen sich zu mischen und miteinander zu verschmelzen ...

Nach der "New-York-Trilogie" und "Unsichtbar" durfte ich nun mein drittes Buch von Paul Auster lesen und schon nach wenigen Seiten war ich absolut gebannt. Es beginnt alles mit einem geheimnisvollen blauen Notizbuch, das Sidney inspiriert, aber zeitgleich auch immer wieder in eine Sackgasse lotst. Zeitgleich muss sich Sidney auch mit seinem eigenem Leben befassen, in dem es auch so einige lose Fäden gibt, die anscheinend mit seiner Frau Grace und seinem Schrifstellerfreund John zusammenhängen.

Erzählt wird mal wieder eine Geschichte in der Geschichte. Sid schreibt über einem Lektor, der aus seinem gewohnten Umfeld ausbricht, während Sid selbst versucht, sein eigenes Leben aufrecht zu erhalten. Eingefügte, oft sehr lange Fußnoten erzählen zusätzlich noch von der Vergangenheit. Bald verschmilzt jedoch alles miteinander und Auster fokussiert sich auf die Gegenwart.

Allein das Gefühl von Sidney, der sich komplett in der Geschichte verliert, hat mich total ausgefüllt beim Lesen. Sidneys Leidenschaft ging förmlich in meine eigene Blutbahn über. Ich konnte die Magie des Schreibens in jeder Pore meines Körpers spüren. Solch ein Lesegefühl ist selten und unglaublich inspirierend. Neben dem Lesen habe ich zeitgleich selbst intensiv an meinen Manuskripten gearbeitet. Paul Auster besitzt einen unfassbaren Tiefgang und ein erzählt in "Nacht des Orakels" von Schicksal und Zufall. Noch lange werde ich an Mr. Chang aus dem Schreibwarenladen, der mir oft wie Gott höchstpersönlich vorkam, zurückdenken. Ein unglaublich starker, inspirierender und einzigartiger Roman!


Mein drittes Werk von Paul Auster hat mich förmlich umgehauen, inspiriert und mir ein solch intensives Leseerlebnis verschafft, dass es wohl nur ganz weit oben auf der Liste meiner Lieblingsbücher landet! 

Ich vergebe 5 von 5 mit Extrakäse.

Donnerstag, 12. Juni 2025

[Rezension] Angst - Margaret Yorke

 


Titel: Angst

Autor:  Margaret Yorke

Genre: Krimi

Erscheinungsjahr: 1994

Seitenzahl: 158
Cover: © Scherz
Begonnen: 10.05.2025
Beendet: 13.05.2025


Eine normale Kleinstadt, in der es jede Menge Geheimnisse gibt, wird Schauplatz eines Einbruchs, der mit einem brutalen Mord endet. Eigentlich ist klar, dass der Dieb selbst der Mörder ist, doch da ist auch noch Norman, dem seine Frau schon lange zur Last wurde ...

"Angst" wechselt pausenlos zwischen verschiedenen Bewohnern des Ortes hin und her. Obwohl ich unterschiedliche Perspektiven in Büchern liebe, war es mir hier ein wenig zu viel. Gerade am Anfang war ich ein wenig überfordert.

Die Autorin beschreibt das Leben in dem Städtchen, in dem es natürlich jede Menge Geheimnisse und viel Gerede gibt. Dabei geht es nicht nur um den Besitzer des Eisenwarenladens Norman, der eine Affäre hat und mit seiner kranken Frau schon lange überfordert ist, sondern auch um eine Mutter, die ihr Kind vernachlässigt und einen kleinen Jungen, der endlich mutiger werden will.

Der Hauptstrang konzentriert sich dabei natürlich auf den Raubmord. Der Täter ist dem Leser bekannt, was dafür sorgt, dass es kaum Spannung und auch so gut wie keine Überraschungen gibt. Im Grunde geht es nach dem Mord nur um das Verhalten der anderen Bewohner, um das Gerede und das Verteilen von Schuld. Mir war das zu wenig, zumal der Titel "Angst" meiner Meinung nach auch nicht wirklich passen will. Angst hat in dem Städtchen höchstens der kleine Jamie vor den Hunden auf seinem Schulweg ...

Ein guter Einblick in eine typische Kleinstadt, in der es Geheimnisse und jede Menge Gerede gibt. Spannung fehlt diesem kurzen Roman leider aber, genau wie eine größere Überraschung in der Handlung ...

Ich vergebe 3 von 5.

Dienstag, 10. Juni 2025

[Rezension] Ehrenwort - Ingrid Noll

 


Titel: Ehrenwort

Autor:  Ingrid Noll

Genre: Roman

Erscheinungsjahr: 2010

Seitenzahl: 336
Cover: © Diogenes
Begonnen: 09.05.2025
Beendet: 12.05.2025


Max kümmert sich schon eine Weile um seinen Großvater Willy, denn das Geld, das er von ihm bekommt, kann er gut gebrauchen. Doch dann stürzt der 90-Jährige und kommt zu Max und seinen Eltern, um im Kreise der Familie zu sterben. Doch Max ist anscheinend der geborene Altenpfleger, denn Willy blüht förmlich auf, entkommt dem ein oder anderen Mordversuch und sorgt für ganz schön viel Chaos ...

Nun bin ich schon seit Jahren großer Fan von Ingrid Noll und ihrem sehr makaberen und tiefschwarzen Humor. Auch "Ehrenwort" hat mich durch die Charaktere wieder zum Schmunzeln gebracht. Gelungen ist besonders Willy, der hier mit der Hilfe seines Enkels förmlich auflebt und weiterhin seine lateinischen Weisheiten zum Besten geben kann. Im Haus, in dem plötzlich drei Generationen zusammenleben müssen, gibt es zahlreiche Probleme. Max verliebt sich in eine Pflegerin, Mutter Petra hat einen Liebhaber und Vater Harald will den alten Willy am liebsten direkt unter die Erde bringen.

Noll greift hier mal wieder auf ihre bekannten Themen zurück und auch eine Leiche lässt nicht lange auf sich warten. Ich fand "Ehrenwort" absolut unterhaltsam und angenehm makaber, muss aber auch ehrlicherweise zugeben, dass ich langsam an einem Punkt komme, an dem ich bemerkte, dass ihre Bücher immer nach dem selben Muster aufgebaut sind. Dadurch gehen manche Überraschungseffekte ein wenig verloren und für mich verlor sich auch der Humor zum Ende hin etwas. Gerade mit der typischen Leiche, die beiseite geschafft werden muss, habe ich ab einer bestimmten Seitenanzahl schon fest gerechnet und dann kam sie auch tatsächlich.

Lesenswert fand ich aber auch dieses Buch, allerdings werde ich nun wohl erst mal eine kleine Noll-Pause brauchen, um irgendwann wieder zu ihren Büchern zurückfinden und auch wieder von ihr überrascht werden zu können!


"Ehrenwort" ist ein typischer Noll-Krimi. Makaber, mit viel schwarzem Humor gewürzt und absolut unterhaltsam, dennoch fällt mir langsam auf, dass sie immer wieder dem gleichen Muster folgt ...

Ich vergebe 4 von 5

Sonntag, 8. Juni 2025

[Rezension] Das Echo der Schuld - Charlotte Link

 


 Titel: Das Echo der Schuld

Autor:  Charlotte Link

Genre: Roman

Erscheinungsjahr: 2009

Seitenzahl: 544
Cover: © Goldmann
Begonnen: 08.05.2025
Beendet: 10.05.2025


Die beiden Aussteiger Livia und Nathan machen gerade eine Weltumseglung, als ihr Boot gerammt wird und sinkt. Virginia, bei der Livia gerade gearbeitet hat, bietet den beiden an, in ihrem Ferienhaus unterzukommen. Doch die Nähe zu Nathan weckt etwas in Virginia und plötzlich steht ihre Welt auf dem Kopf. Zeitgleich verschwinden im Ort immer wieder Kinder, die zuvor von einem Mann angesprochen wurden. Auch Virginia hat eine kleine Tochter ...

Nachdem mir "Am Ende des Schweigens" so gut gefallen hat, musste ich einfach ein weiteres Werk von Charlotte Link lesen. Vor ein paar Jahren konnte ich mit einigen Romanen von ihr ja nichts anfangen, vermutlich weil ich eher ihre schwächeren Werke erwischt hatte. "Das Echo der Schuld" hat mich aber von der ersten Seite gepackt.

Spannend fand ich die verschiedenen Stränge und auch die unterschiedlichen Charaktere. Zum einen ist da Virginia, die unzufrieden mit ihrer Ehe ist und durch den Aussteiger Nathan plötzlich von einem ganz neuen Gefühl durchströmt wird. Zum ersten Mal seit langem fühlt sie sich wieder lebendig. Andere Stränge erzählen von den Kindern, die von einem sehr charmanten Mann angesprochen werden. Diese Abschnitte gingen bei mir echt unter die Haut.

Alle Männer wirken hier irgendwann verdächtig und die Spannung war für mich kaum auszuhalten. Für mich war dies nun der zweite Roman von Charlotte Link, der mich vollkommen überzeugen konnte. Ich will jetzt auf jeden Fall mehr!


Mich hat dieser Roman über Schuld und einen unheimlichen Kindermörder von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten. 

Ich vergebe 5 von 5.

Freitag, 6. Juni 2025

[Rezension] Ein Mord wird angekündigt - Agatha Christie

 


Titel: Ein Mord wird angekündigt

Autor:  Agatha Christie

Genre: Krimi

Erscheinungsjahr: 1962

Seitenzahl: 171
Cover: © Weltbild
Begonnen: 06.05.2025
Beendet: 08.05.2025


In der Gazette, einer beliebten Tageszeitung im kleinen Dorf Chipping Cleghorn, wird ein Mord angekündigt, zu dem Freunde und Bekannte herzlich nach Little Paddocks eingeladen sind. Alle sind sich einig, dass es sich nur um einen Scherz oder den Beginn eines "Mörderspiels" handeln kann. Doch dann gehen zu der besagten Zeit in dem Haus die Lichter aus und ein Mann stirbt ...

Die Ausgangslage dieses Krimis könnte kaum spannender sein. Wir erleben mit, wie verschiedene Leute die Anzeige in der Gazette entdecken und schließlich pünktlich zur angekündigten Zeit im Haus von Letitia Blacklock auftauchen. Dann geschieht auch schon der Mord, der erst einmal wie ein Unfall oder Selbstmord aussieht, denn der Tote höchstpersönlich hat die Anzeige aufgegeben ...

Wie von Agatha Christie und ihren Krimis nicht anders gewohnt, ist so gut wie jeder verdächtig und es kommt auch ein Erbe vor, das auf die Hausherrin wartet. Könnte das der Grund für den angekündigten Mord sein? Mich hat dieser Krimi von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Die falschen Fährten sind wie immer gelungen und ich habe mich so sehr auf eine Person als Täter versteift, dass ich die ganzen Hinweise gar nicht bemerkt habe. Daher war auch das Ende eine große Überraschung für mich! Ein gelungener Krimi!



Ein Mord, der in der Tageszeitung angekündigt wird, sorgt hier für Spannung und viele Verdächtige! Ein gelungener Krimi mit einer überraschenden Auflösung!

Ich vergebe 5 von 5.

Mittwoch, 4. Juni 2025

[Rezension] Insel der Unsterblichkeit - Michael Dibdin

 


Titel: Insel der Unsterblichkeit

Autor:  Michael Dibdin

Genre: Roman

Erscheinungsjahr: 1998

Seitenzahl: 410
Cover: © Goldmann
Begonnen: 02.05.2025
Beendet: 07.05.2025


Der kleine Jamie spielt mit seinen Bruder und einem Nachbarsjungen Verstecken und kriecht in den Heizkessel. Plötzlich sind fremde Männer im Haus und als Jamie aus seinem Versteck kriecht findet er fast seine ganze Familie ermordet im Haus auf. Dies ist erst der Anfang einer Strecke von seltsamen Mordfällen. Auch Phil findet sich in einem wahren Albtraum wieder, als sein Sohn spurlos von einer Geburtstagsfeier verschwindet. Ehe Phil sich versieht, hat er wieder Kontakt zu seinem alten Freund Sam und findet sich auf einer abgelegenen Insel wieder, auf der alles plötzlich Sinn ergibt ...

Es hat mich überrascht, wie brutal dieses Buch schon auf den ersten Seiten ist. Hier erleben wir direkt den ersten Mord. Im Anschluss erzählt ein anderer Strang von Phil und seinen früheren Freunden, zu denen er heute keinen Kontakt mehr hat. Phil führt nun nämlich ein sehr angepasstes Leben mit Frau und Kind in einem Reihenhaus. Mit seinen früheren Idealen hat er gebrochen, doch als sein Sohn verschwindet, versucht er Antworten bei seinem ehemaligen Freund Sam zu finden.

Lange bleibt die Geschichte sehr geheimnisvoll und schockt den Leser mit weiteren sehr brutalen Morden. Ich flog förmlich durch die Seiten, weil ich unbedingt wissen wollte, was es mit der Insel auf sich hat und wie genau die Stränge zueinanderfinden werden. Ab der Hälfte lässt die Spannung allerdings etwas nach, denn hier fügt sich für den Leser bereits alles zusammen. Die Ermittlungen laufen aber dennoch weiter, was der Geschichte einen gehörigen Dämpfer verpasst. 

Interessant fand ich die Insel, auch wenn die Idee hier nicht neu ist. Der Showdown war mir eine Nummer zu groß, da mich auch die Ermittlungsarbeit nicht so recht packen konnte. Dennoch gefiel mir der Sog und die unerwartete brutale Seite dieses Romans.


Sehr brutal und geheimnisvoll beschreibt der Autor eine Mordserie, die schließlich zu einer abgelegenen Insel führt. Der Anfang des Buches ist allerdings deutlich stärker als das Ende!

Ich vergebe 4 von 5

Montag, 2. Juni 2025

[Rezension] Barins Dreieck - Håkan Nesser


 Titel: Barins Dreieck

Autor:  Håkan Nesser

Genre: Roman

Erscheinungsjahr: 2003

Seitenzahl: 506
Cover: © btb
Begonnen: 30.04.2025
Beendet: 06.05.2025


Håkan Nesser erzählt in diesen Buch von drei Männern, die alle in einem Wahn gefangen sind. Da ist zum einen der Übersetzer David Moerk, der seine gerade das letzte, sehr mysteriöse Buch eines großen Schriftstellers übersetzt und sich gleichzeitig auf die Suche nach seiner vermissten Frau begibt. Dann ist da der Therapeut Leon, der genauso aussieht wie Walther und sich deswegen eine Praxis und berufliche Identität mit ihm teilt. Zu ihm kommt eine Frau, die anscheinend einen Mord begehen wird. Zu guter letzt wird noch vom Studienrat Jakob Daniel Marr erzählt, der sich selbst plötzlich vor seinen Studenten stehen sieht und damit seine eigene Identität zu verlieren scheint.

"Barins Dreieck" ist keine leichte Kost. Mir gefallen die Ermittlerkrimis von Håkan Nesser ja leider gar nicht, dafür finde ich seinen tiefgründigen Romane und Krimis aber wirklich sehr fesselnd. Dieses Buch lässt mich aber etwas zwiegespalten zurück. Gerade David Moerks Geschichte, die mit fast 200 Seiten den größten Teil einnimmt, hat mich beinahe verloren. Der vorhandene Tiefgang wird nämlich durch zähe Abschnitte oftmals geschwächt.

Die Story von Leon fand ich allerdings sehr gelungen und interessant. Er schlüpft bewusst in eine andere Rolle und überträgt dadurch auch eine gewisse Schuld auf die eigenen Schultern. Etwas bizarr wirkt zum Schluss Jakob Daniel Marr, der sich selbst anfängt zu hassen, als er sich von außen betrachtet. Es geht in diesem Roman, der im Grunde aber drei Geschichten erzählt, um philosophische Themen und das Betrachten der eigenen Identität mitsamt aller Fehler. Auch die Frage, wie mit der Schuld umzugehen ist, wird immer wieder aufgeworfen.

Ich habe gesehen, dass viele Leser diesen Roman schrecklich fanden und ich glaube, dass dies wohl daran liegt, dass der Autor versucht, eine Tiefe zu erreichen, die ihm manchmal entgleitet. Ich fühlte mich beim Lesen immer wieder an Paul Auster erinnert, der ja ein Meister solch wirrer Verbindungen ist, die man selbst herausfinden muss. Ich fand hier bei diesem Roman keine echte Verbindung zwischen den Geschichten, obwohl ich mir Zeit beim Lesen gelassen habe. Schlecht fand ich das Buch aber dennoch nicht, denn es regt definitiv zum Mit- und auch Nachdenken an!



"Barins Dreieck" ist ein komplexer Roman über drei Männer und drei Morde, der viele Fragen aufwirft und zum Mitdenken animiert, durch die vielen philosophischen Themen aber teilweise auch erschlagend wirken kann ...

Ich vergebe 4 von 5